Ecuador – Entlang der Straße der Vulkane
Geschrieben am: 19. September 2016
Mitten in der Nacht lande ich in Quito, der ecuadorianischen Hauptstadt, die auf 2.850 m gelegen ist. Nach einer etwas langwierigen Einreise komme ich erschöpft und etwas außer Puste im Hotel an und gönne mir ein paar Stunden Schlaf.
Quitos kolonialer Stadtkern
Heute startet die eigentliche Reise mit einem Spaziergang durch den kolonialen Stadtkern Quitos. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel genieße ich die Pracht der unter UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Gebäude, bevor ich mit dem Bus den Aussichtsberg Panecillo auf 3.000 m erklimme. Das Häusermeer und schneebedeckte Vulkangipfel sind von hier aus bestens zu überblicken.
Tipp: Nachts sollte man in den ecuadorianischen Großstädten besser Taxi fahren, insbesondere wenn man nicht mit einer großen Gruppe unterwegs ist.
Äquatordenkmal
Der nächste Halt ist am El Cráter Restaurant etwas nördlich außerhalb der Stadt. Zu Mittag gibt es viele verschiedene Sorten Mais, die in der Küche Ecuadors alltäglich sind. Die Sicht in den fruchtbaren Krater ist traumhaft und die Stimmung perfekt. Noch vor der Abfahrt ziehen Wolken über den Kraterrand und nehme mir bald die Sicht. Zum heutigen Programm gehört auch die Besichtigung des Äquatordenkmals. Beim Vermessen war den damaligen Ingenieuren jedoch ein Fehler unterlaufen: Der eigentliche Äquator verläuft daher nicht genau entlang der auf den Boden gemalten (touristischen) Linie. Zusammen mit meiner Reisegruppe tauche ich am heutigen freien Abend in die Kneipenszene Quitos ein, bevor ich müde ins Hotelbett falle.
Straße der Vulkane - Cotopaxi
Schon beim Frühstück im 13. Stock werden wir mit Blick auf den Vulkan Cayambe auf den heutigen Tag eingestimmt. Die Fahrt führt uns entlang der Straße der Vulkane, die von Alexander von Humboldt diesen Beinamen erhielt. Erster Höhepunkt ist der perfekt geformte Vulkankegel des Cotopaxi. Bei klarem Himmel bietet sich mir ein wunderschönes Panorama. Mit dem Fernglas entdecke ich auch die Route durch das Schneefeld zum Gipfel des Cotopaxi.
Das heutige Mittagsmenü wird uns in der Estancia San Agustín de Callo serviert. Die dortigen Haustiere, die Lamas, erfreuen sich größter Beliebtheit unter den Gästen. Zum Essen stehen immer verschiedene Gerichte zur Auswahl, darunter meist auch Fisch. Im Hochland kommt einem dies seltsam vor. Doch die Küstenlinie Ecuadors mit ihren 2.200 km ist lang.
Straße der Vulkane - Chimborazo
Der Himmel bleibt selbst am Nachmittag wolkenlos und so entscheidet sich unser Reiseleiter für einen Umweg zum Chimborazo, dem mit 6.310 m höchsten Berg Ecuadors.
In der Gegend wohnen Bauern, die mit ihrem bescheidenen Leben sehr zufrieden scheinen. Die Ackerarbeit ist mühsam. Die steilen, kleinen Felder sind schwer zugänglich und Maschinen daher nicht einsetzbar.
Wir erreichen Höhen von über 4.000 m. Einigen fällt das Atmen schwer. Die Luft ist dünn und macht langsames Gehen erforderlich. Während unserer Fotostopps beobachten wir Vicuñas und Alpacas. 3 von 4 Arten der in Südamerika lebenden sogenannten Camelidae (bei uns landläufig als Lamas bezeichnet) gibt es in Ecuador.
Unser Nachtquartier beziehen wir in der Hacienda Abraspungo. Viele dicke Decken ersetzen die Heizung in den Zimmern. Zum Abendessen hören wir Panflötenmusik aus der Umgebung. Das Andenhochland hat uns gefangen genommen in seinen Bann.
Riobamba, Quinoa & Ingapirca
Morgens besuchen wir einen lokalen Obst- und Gemüsemarkt in Riobamba. Farbenfroh sind nicht nur die Früchte, sondern insbesondere auch die Kleider der Menschen vor Ort. Die Qualität der Produkte ist hoch und das Angebot riesig. Neben Bananen und Kartoffeln werden auch uns unbekannte Früchte wie Baumtomaten verkauft. Wir werden mit großen Augen von den Einheimischen beobachtet. Denn der touristische Markt ist der nahegelegene Textilmarkt, zu dem wir anschließend weitergehen.
Wir besuchen die indigene Gemeinschaft Palacio Real, eine Art kleines Freilichtmuseum, wo uns einheimische Guides mit ihren Lamas über das Gelände führen und wir lernen, wie Quinoa wächst. Später entdecken wir einen Kolibri und genießen einmal mehr die fantastische Aussicht auf den schneebedeckten Chimborazo.
Was mir auf dieser Reise entgeht, ist eine Zugfahrt zur Teufelsnase. Die Bahnstrecke wird gerade renoviert. Früher saßen die Passagiere des Zuges während der Zickzack-Fahrt auf den Dächern der Wagons. Stattdessen führt mich eine lange Busfahrt entlang von Schluchten durch das karge Hochland der ecuadorianischen Anden.
Am späten Nachmittag erreichen wir Ingapirca, Ausgrabungsstätte von Bauwerken der Inka und der Cañari, einer Kultur aus der Zeit vor den Inka. Zwar ist hier nur wenig zu sehen, aber die perfekte Stein-auf-Stein-Bauweise der Inka ist omnipräsent.
Cuenca
Bei Dunkelheit kommen wir in Cuenca an. Die drittgrößte Stadt ist auch die schönste Stadt Ecuadors. Unser Hotel Santa Lucía ist durch einen überdachten Innenhof sehr gemütlich. Allerdings sind die Zimmer klein und hellhörig.
An einem Sonntag ist wenig Betrieb in Cuenca. Ausnahmsweise öffnet die Hutfabrik für uns. Wir lernen Informatives über die Herstellung des Panamahuts, der zwar früher von dort verschifft wurde, aber tatsächlich aus Ecuador stammt. Überhaupt sind Hüte unter den Indígenas (Einheimischen) sehr beliebt. Die mehrkupplige Kathedrale mit den blauen Dächern ist das Wahrzeichen der Stadt und unübersehbar. Einige Kuppeln wurden nie gebaut. Das Eigengewicht wäre zu schwer geworden. Allgemein gibt es in Cuenca und anderen ecuadorianischen Städten unzählige Kirchen. Die Mehrheit der Einwohner ist katholischen Glaubens. Am späten Nachmittag verabschiede ich mich von unserem Busfahrer und fliege nach Guayaquil.
Seit ich fast ein Jahr in Chile gelebt habe und durch das ganze Land gereist bin, bin ich fasziniert von den Ländern Lateinamerikas - speziell Patagonien hat es mir auf Anhieb angetan. Inzwischen kenne ich viele Ecken in Süd-, Mittel- und Nordamerika aus eigenen Fernreisen und mag einfach immer wieder hin.