Osterinsel – Chiles geheimnisvolle Insel im Südpazifik
Geschrieben am: 30. April 2015
Was macht die Magie der Osterinsel aus? Die Osterinsel liegt auf halber Strecke zwischen Chile und Tahiti, jeweils ca. 4.000 km bzw. 5 Flugstunden entfernt. Es ist eines der isoliertesten Eilande weltweit. Das Klima auf Rapa Nui ist ganzjährig warm, die Osterinsel also ein Ganzjahresziel. Die dortigen Steinskulpturen, die Moai, locken von Jahr zu Jahr mehr Touristen an.
explora Rapa Nui
Durch die Wolkendecke erhasche ich während der Landung einen Blick auf die grüne Insel. Die Landebahn geht von einer Seite der Insel fast bis zur Küste auf der anderen Seite der Insel. Die Landung ist etwas holprig und abrupt. Beim Aussteigen kommt mir feuchtwarme Luft wie in der Südsee entgegen. Ich werde mit einer frischen Blumenkette am Flughafen begrüßt. Mein Transfer bringt mich zum explora Rapa Nui – Posada de Mike Rapu. Das luxuriöse Hotel ist ruhig und idyllisch außerhalb des Hauptortes Hanga Roa am Hang gelegen. Von den Zimmern und vom Restaurant aus hat man einen weit schweifenden Blick aufs Meer. Der Pool liegt unterhalb eines kleinen Eukalyptus-Hains. Architektonisch passt das explora sich perfekt der Landschaft an.
Ahu Tongariki
Nach einem besonders leckeren Mittagessen unternehme ich am Nachmittag bereits den ersten Ausflug in einer kleinen englischsprachigen Gruppe. Wir stoppen an der größten Moai-Plattform, Ahu Tongariki. Hier stehen 15 Moai nebeneinander. Jeder Moai ist individuell. Die Moai waren Bindeglied zwischen Diesseits und Jenseits. Unter der Plattform befindet sich ein Massengrab. Unsere Reiseleiterin, eine Rapa Nui, also eine Einheimische der Osterinsel, erklärt uns viel über Sitten und Bräuche der Menschen zu Zeiten der Erschaffung der Moai. Wir lauschen gespannt, während uns die Meeresbrise durch die Haare weht. Windig ist es hier oft an diesen Tagen im April.
Die Moai
Wir machen einen Spaziergang entlang der Küste bis in die Nähe des bekannten Strandes von Anakena. Unterwegs halten wir an einem kugelförmigen Stein mit knapp 1 m Durchmesser, der als Nabel der Welt (Ahu Te Pito Kura) bezeichnet wird. Faszinierend an diesem Stein ist, dass er magnetisch ist. Wir testen dies mit einem Kompass. Entlang des Pfades begegnen uns immer wieder liegende und zerbrochene Moai. Auf der Osterinsel gibt es fast 1.000 Moai, nur wenige von ihnen wurden restauriert und wieder aufgestellt. Die meisten liegen herum und verwittern. Mein Auge gewöhnt sich langsam daran und ich entdecke immer mehr Moai-Bruchteile ohne die Hilfe unserer Reiseleiterin. Außerdem kommen wir an antiken Gewächshäusern und alten Hühnerställen vorbei.
Strand von Anakena
Am frühen Abend erreichen wir schließlich den Strand von Anakena. Der feine weiße Sand fühlt sich gut an unter den Füßen. Die Brandung ist nicht ohne, aber das Wasser herrlich wohl temperiert. Ich genieße eine knappe Stunde am Strand. Es ist der letzte Abend hier auf der Osterinsel für eine größere Besuchergruppe aus Argentinien. Aus diesem Grund wurde eine Tanzgruppe ins explora eingeladen. Ich sehe traditionelle Inseltänze und höre klangvolle Rhythmen. Am Ende schwinge ich sogar selbst das Tanzbein.
Ahu Akivi
Nach dem reichhaltigen Frühstück gehe ich mit einer Gruppe wandern. Unser erster Halt ist an der Plattform Ahu Akivi im Inselinneren. Es ist die einzige Plattform, auf der die Moai in Richtung Ozean blicken. Man vermutet, dass es sich hierbei um eine astronomische Ausrichtung handelt. Die Moai blicken in Richtung Sonnenuntergang. Hier sehen wir auch, dass die Steinskulpturen zum Teil geflickt werden mussten. Manche hatten beim Fall ihre Köpfe verloren und so wurde der Hals mit Beton repariert. Ein Bürgerkrieg unter den Rapa Nui stellte das Ende der Ära der Moai dar. Die Rapa Nui bekriegten sich gegenseitig und warfen auch alle Moai um.
Te Peu & Ana Kakenga-Höhle
Wir erreichen den Ausgangspunkt unserer Wanderung: Te Peu. Hier sind Überreste von Häusern zu sehen. Wir befinden uns an der Steilküste und wandern oberhalb der Klippen. Immer wieder sehen wir Falken und Pferde. Versteckt liegen Höhlen hier, z.B. ein kleiner Lavatunnel, durch den wir hindurch gehen können. Der kleine, sehr niedrige Seitenkanal diente den Rapa Nui früher als Versteck. Die schönste aller Höhlen aber ist die Höhle der zwei Fenster (Ana Kakenga). Der Eingang ist schmal und dunkel. Dann öffnet sich die Höhle zu einem Raum, in dem auch die größten unter uns aufrecht stehen können. Diffuses Licht dringt bis hier vor. Ich gehe einige Schritte weiter. Vor mir liegen zwei Höhlenöffnungen mit Blick aufs Meer hinaus. Von hier hat man eine fantastische Aussicht. Die frühen Entdecker sahen diese Löcher im Felsen von ihren Schiffen aus und dachten, die Bewohner seien Ratten, weil sie „unter der Erde“ waren.
Steinbruch Rano Raraku
Zur Mittagspause kehre ich ins Hotel zurück, um am Nachmittag frisch gestärkt, den Moai-Pfad entlang zu wandern. Die Moai wurden vom Steinbruch, wo sie gehauen wurden, entlang dieses Pfades zu ihren Plattformen gebracht. Es begegnen mir wieder zahlreiche liegende Moai. Ich nasche Guaven von den Guavensträuchern entlang des Weges und sehe hier auch ein antikes Restaurant: mehrere Steinöfen nebeneinander. Endlich erreichen wir den Moai-Steinbruch Rano Raraku. An dessen Krater wurden die Steinskulpturen aus dem Fels geschlagen. Der Hang ist übersät von Moai mit unterschiedlichen Gesichtern und Kopfformen. Jeder Künstler hatte seine eigene Art. Es liegen auch noch fertig in den Fels geschlagene Moai am Berg, die nur noch hätten abtransportiert werden müssen. Außerdem finden wir hier den größten Moai mit 25 m Länge vor und den einzigen knieenden Moai der Osterinsel, der ein bisschen an die Skulpturen auf den Marquesas (Französisch Polynesien) erinnert. Wir sind leider bereits etwas spät. Der Rano Raraku schließt. Aus diesem Grund entgeht uns das Kraterinnere mit der Lagune und weiteren Moai leider.
Orongo, Ort des Vogelmannkults
Mein letzter Tag hier ist angebrochen. Am Morgen mache ich einen Ausflug nach Orongo, Ort des Vogelmannkults im 16. Jahrhundert. Der erste Stopp ist am Fuße des Vulkans Rano Kau an der Plattform Ahu Vinapú. Hier sehen wir den einzigen weiblichen Moai mit Brüsten. Er hatte zwei Köpfe, die von den Missionaren abgeschlagen wurden. Wir befinden uns am Ende der Landebahn. Mit tosendem Lärm startet eine Maschine über uns, während wir die fast perfekte Architektur der Mauer bestaunen. Wäre diese nicht älter als die Mauern der Inka, könnte man meinen, die Inka wären auf der Osterinsel gewesen. Wir besteigen den Rano Kau und gehen entlang des Kraterrands nach Orongo. Die Lagune im Kraterinnern ist eines der schönsten Fotomotive der Osterinsel. Es regnet leicht und die Luft ist feucht, die Atmosphäre ist mystisch. In Orongo sehe ich die gut erhaltenen Behausungen der Rapa Nui während des Vogelmannkults. Die Bewohner kamen ausschließlich zu diesem Ritual hier her. Die Steinhäuser dienten also nur wenige Tage im Jahr wirklich als Wohneinheiten. Von hier aus sieht man auch die drei kleinen vorgelagerten Felsinseln, von denen die Vogelmänner Seeschwalbeneier klauten. Jedes Jahr, wenn die Seeschwalben ihre Eier legen, fand das Ritual statt. Die Männer schwammen zu den vorgelagerten Inseln, was wegen Haien und Brandung sehr gefährlich ist, stahlen ein Ei aus dem Nest und mussten dieses unversehrt so schnell wie möglich an Land bringen. Der Herr des Gewinners wurde für ein Jahr zum Vogelmann gekürt. Er genoss große Macht.
Wir besichtigen noch die Küste und steigen in eine Höhle direkt am Meer hinab (Ana Kai Tangata), in der der Vogelmannkult dem Anschein nach nochmals thematisiert ist. Bunte Höhlenmalereien zeigen zahlreiche Seevögel.
Hotel Altiplánico
Ich hatte mir eine Box Lunch mitgeben lassen, um heute unterwegs essen zu können. Zusammen mit Rapa Nui Travel, unserem Partner auf der Osterinsel, schaue ich mir noch einige Hotels an. Wir stoppen noch am Ahu Ko Te Riku und am Ahu Tahai, in dessen Hintergrund man Flugzeuge anlanden sieht. Dann geht es zum Hotel Altiplánico, einer 4*-Unterkunft, etwas außerhalb des Hauptorts Hanga Roa. Rezeption und Restaurant mit Bar sind sehr modern und offen gestaltet. Die Stimmung wird untermalt von einer immer währenden Meeresbrise. Bei Regen oder Sturm hat die Lage leider einen Nachteil: Es ist die Wetterseite. Die Bungalows sind an einem flachen Hang gelegen, manche bieten Blick aufs Meer. Die Einrichtung ist schlicht und nicht ganz so attraktiv wie die öffentlichen Bereiche des Hotels.
Höchster Punkt: Maunga Taraveka
Am Nachmittag unternehme ich dann meinen letzten Ausflug in der Kleingruppe. Unsere Reiseleiterin besteigt mit uns den mit 512 m höchsten Berg der Osterinsel, den Maunga Taraveka. Ich lerne eine andere Seite der Insel kennen: Wir gehen über Wiesen und Weiden, wandern durch hohes Gras und sehen unterwegs halbwilde Pferde, rotblühende Hibiskusbüsche und Baumhaine. Wir begegnen nur einem einzigen Moai auf dem Weg zum Gipfel. Oben angekommen genieße ich ein Schauspiel von Sonne und Meer und habe einen Überblick über die ganze Insel. Es gibt viele Krater und Hügel und nur ein einziges Dorf. Alles ist zartgrün und ringsum liegt der riesige Pazifische Ozean.
Abreise & Fazit Osterinsel
Meine Rückreise steht an und beginnt sehr früh am Morgen in der Dunkelheit mit einem Transfer zum Flughafen. Ein letztes Mal schaue ich zum Himmel und suche das Kreuz des Südens. Die Nächte hier sind für Mitteleuropäer aus der Stadt unwahrscheinlich klar und dadurch wunderschön. Ich sehe die Milchstraße und verabschiede mich vom Sternenhimmel der Südhalbkugel. Am Flughafen gibt es einige Stände mit Souvenirs für die Daheimgebliebenen. Ich gehe über das Rollfeld zur Maschine. In Santiago de Chile habe ich mehrere Stunden Übergangszeit und gebe meine letzten Chilenischen Pesos aus, bevor ich mich auf den restlichen, weiten Weg nach Hause mache.
Fazit: 3 bis 4 Tage auf der Osterinsel waren perfekt, um alles kennenzulernen. Der weite Weg lohnt sich für Neugierige und Entdecker auf jeden Fall. Die Stille der Insel ist sehr entspannend und ich empfehle, jedem Chile-Reisenden die Gelegenheit zu nutzen. Denn es gibt ausschließlich Flüge von Santiago de Chile und von Tahiti auf die Osterinsel.
Seit ich fast ein Jahr in Chile gelebt habe und durch das ganze Land gereist bin, bin ich fasziniert von den Ländern Lateinamerikas - speziell Patagonien hat es mir auf Anhieb angetan. Inzwischen kenne ich viele Ecken in Süd-, Mittel- und Nordamerika aus eigenen Fernreisen und mag einfach immer wieder hin.